Neuer Mehrzweckanhänger des BFV IBK-Land
Anlässlich des Bezirksfeuerwehrtages am 26.05.2024 in Seefeld wurde unser neuer Mehrzweckanhänger (MZA) gesegnet und nun seiner Bestimmung übergeben. Wir möchten Ihnen hier eine Übersicht über den Beschaffungsprozess und die weitere Verwendung geben.
Bisherige Situation
Anlass für die Entwicklung dieses Konzeptes war unter anderem der Einsatz unserer KAT-Züge bei der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 im Bezirk Kufstein. Hier wurde das Team der Bezirkszentrale gemeinsam mit dem ersten KAT-Zug mitalarmiert. Das BZ-Personal wurde nach Rücksprache mit den Verantwortlichen des BFV Kufstein mit der Lageführung und Einteilung unserer Mannschaft beauftragt. Die Kameraden wurden vorerst in einem mitgeführten Faltzelt untergebracht. Da für den nächsten Tag die Alarmierung eines weiteren KAT-Zuges angefordert wurde, war es sinnvoll, die Infrastruktur der BZ vor Ort zu belassen. Da bis in die späten Abendstunden starker Regen vorherrschte und auch noch für die Nachtstunden vorausgesagt wurde, war die Unterbringung – speziell die der EDV-Gerätschaften – im Freien unter einem Zelt nicht zufriedenstellend. Auf Anfrage an die Funktionäre des BFV Schwaz wurde der Container, der von ihnen für die Lageführung verwendet wurde, vor Ort belassen und unserem Team zur Verfügung gestellt.
Die Ausrüstung und Gerätschaften der Bezirkszentrale sind bei der Feuerwehr Hall stationiert und gelagert. Im Einsatzfall fährt ein in den KAT-Zügen vordefiniertes LAST-Fahrzeug nach Hall. Dort werden die Materialien aufgeladen und zum jeweiligen Einsatzort geliefert. Die Unterbringung und der Aufbau der Ausrüstung erfolgt im besten Fall in einem Gebäude, überwiegend aber in einem Faltzelt am Einsatzort. Speziell bei Starkregen, Hagel, starkem Wind, Schneefall und hohem Lärmpegel aus der Umgebung ist diese Vorgangsweise nicht ideal.
Tirolweite Lösung gesucht
Im Landes-Feuerwehrverband Tirol wurden auf Basis dieses Ereignisses und ähnlicher Rückmeldungen des Öfteren Ressourcen wie Einsatzleitfahrzeuge und Container auf Wechselladerbasis (in unserem Bezirk nur wenige Fahrzeuge mit Abrollhaken vorhanden) diskutiert. Da eine tirolweite Lösung Anwendung finden soll, sind damit natürlich hohe Kosten für die Anschaffung und Instandhaltung verbunden. Bis ein derartiges Projekt umgesetzt werden kann, verstreicht auch viel Zeit. Gerade die letzten Wochen und Jahre haben uns aber gezeigt, dass derartige Einsätze immer häufiger werden und fast schon auf der Tagesordnung stehen.
Wir vom BFV IBK-Land haben uns dazu Gedanken gemacht und ein Konzept in Form eines Kofferanhängers erarbeitet, der eine relativ rasche und kostengünstige Umsetzung gewährleisten soll. Ein großer Vorteil bei diesem Anhänger ist die Tatsache, dass Zugfahrzeuge fast bei jeder Feuerwehr vorhanden sind und dass die Kosten für die Instandhaltung gegenüber motorbetrieben Fahrzeugen verhältnismäßig gering sind.
Vorerst wurde der Rahmen der Mitarbeiter für dieses Vorhaben klein gehalten und sukzessive von „unten nach oben“ über das Bezirks- und Landesfeuerwehrinspektorat bis hin zum Landesfeuerwehrverband erweitert. Damit war auch gewährleistet, dass das Projekt nicht von Vornherein schlecht geredet wird. Schließlich wurde das Vorhaben als Pilotprojekt vom damaligen LFI DI Alfons Gruber genehmigt. Ein sehr wertvoller Ratgeber war in weiterer Folge MMst. OBI Dominik Hochenegger, der uns in Sachen Technik und Ausrüstung sehr fachkundig unterstützt hat.
Mehrzweckanhänger (MZA): vielseitig einsetzbar
Der Anhänger sollte möglichst vielseitig verwendbar sein, unter anderem auch als Unterbringung für den Berechnungsausschuss bei Bewerben, verschiedenen Präsentationen, Feuerwehrwehrveranstaltungen, Großübungen, usw.
Daher stand auch die Vorgabe „so wenig Raum wie möglich durch fixe Einbauten (wie z.B. PC-Arbeitsplätzen) belegen“ an erster Stelle. Im Innenraum wurde durch umlaufende Kabelkanäle die Möglichkeit geschaffen, Strom- und Datenanschlüsse auf allen Seiten zu nutzen und gegebenenfalls nachrüsten zu können.
Beim Landes-Feuerwehrleistungsbewerb 2024 in Zell am Ziller war der Anhänger als Medienzentrale im Einsatz. Von dort wurde die gesamte Berichterstattung inkl. 13 Stunden Livestream abgewickelt. ÖBFV-Präsident FPräs Robert Mayer, MSc, LFK LBD Jakob Unterladstätter und mehrere Bezirksfunktionäre anderer Bezirke nahmen den neuen Anhänger genau unter die Lupe.
Planung und Aufbau
Anhänger dieser Art fanden zu dieser Zeit bereits bei Rettungsorganisationen als mobile Sanitätsstationen Verwendung. Nach Besichtigungen bei der Tirol Ambulanz in Reutte und dem Samariterbund in Kirchbichl konnte mit den Detailplanungen begonnen werden. Als ausführende Firma konnte die Fa. Fusion Fahrzeugbau in Isny im Allgäu gewonnen werden. Inhaber Ferhat Isiktas betreute uns in jeder Hinsicht bestens. Die wichtigsten Eckdaten:
- Thermo-Sandwich Aufbau mit 50mm Polyurethan Isolierung
- Ausstellklappe und Servicetüre auf der Beifahrerseite
- Doppelseitige Flügeltüre hinten mit Auffahrrampe (Belastbarbeit 1.000 kg)
- Airline-Zurrschienensystem im Boden- und Seitenbereich zur Befestigung der Ausrüstung (maximale Zuladung/Nutzlast 800 kg)
- Unterschrankkonstruktionen an der Stirnseite für die Unterbringung von Technik mit Push-Lock-Verschlüssen
- Dachluke und Seitenfenster
- 12 V-Notstromversorgung, der einen sofortigen Einsatzbeginn sichert. Einrichtungen wie Innen- und Umfeldbeleuchtung, sowie die Verwendung der eingebauten Blaulichtblitzer sind gegeben
- Großzügige Beleuchtung im Anhänger und als Umfeldbeleuchtung mittels LED-Bändern
- Klimaanlage
- Heizgerät
- Kühlschrank
- 2 Monitore zur Präsentation von Schadenslagen
- Markisen auf der Fahrer- und Beifahrerseite (Nutzung von Besprechungsflächen gegenüber der Ausstellklappe, Unterbringung von Einsatzleitung und Atemschutzsammelstelle usw.
„Roter Kasten“, „Würstelstand“ – Zweckmäßig und vielseitig muss er sein
Bei der Segnung wurde der Anhänger von der Geistlichkeit als „roter Kasten auf Rädern“ bezeichnet. Auch die Bezeichnung „Würstelstand“ wurde von aufmerksamen Kameraden bereits definiert. In diesem Zusammenhang verweisen wir ironisch auf die Aussage unseres ehemaligen Bezirks- und Landesfeuerwehrkommandanten Hermann Partl: „ohne Mampf kein Kampf“. Allerdings wäre der Anhänger nur für die Ausgabe der Verpflegung, nicht aber für die Zubereitung geeignet.
Natürlich gab es Wünsche wie eigene Einsatzleitfahrzeuge, große Containerlösungen usw., die nach oben hin keine Grenzen in Hinblick auf Ausrüstung, Ausstattung und somit auch die Kosten kennen. Durch die Preissteigerungen der letzten Jahre lag der schlussendliche Kaufpreis bei knapp unter 70.000€. Die Zukunft wird zeigen, ob dieses Pilotprojekt die erwarteten Anforderungen erfüllt. Natürlich werden da und dort auch Adaptierungen notwendig sein, die durch die ständige Verwendung aufgezeigt werden. Wir sind überzeugt, dass sich in dieser Angelegenheit noch sehr viel tun wird. Tatsache ist, dass die derzeitige Unterbringung der Bedienmannschaft außerhalb von Gebäuden erheblich verbessert wurde. Ebenfalls Tatsache ist, dass die nächsten Einsätze leider nicht auf sich warten lassen!
Der Anhänger kann von 19.-21.7.2024 beim Bezirks-Nassleistungsbewerb bzw. Blaulichttag in Axams besichtigt werden.
Wir bedanken uns bei folgenden Partnern für die Unterstützung:
- Landes-Feuerwehrinspektorat Tirol, LFI DI Alfons Gruber und LFI Ing. Rene Staudacher
- Landes-Feuerwehrschule Tirol für die bisherige Parkmöglichkeit und speziell bei MMst. OBI Dominik Hochenegger
- Stadt Hall für die Organisation der fixen Einstellmöglichkeit des Anhängers im Raum Hall
- Tiroler Versicherung
- Milwaukee
- Jirka
Erste Einschulung und Schlüsselübergabe
Am Mittwoch, 10.07.2024 wurde ein Teil der BZ-Mannschaft auf den Anhänger eingeschult und die Schlüssel von den anwesenden Vertretern des Bezirksfeuerwehrausschusses übergeben. Der Anhänger wird von SGBL Bezirkszentrale BM Andreas Steinmayr verwaltet und ist in einer Großraumgarage in Hall stationiert.
Bericht: OBR Reinhard Kircher
Bilder: OBR Reinhard Kircher, BR Martin Hellbert, LM Lukas Kostenzer
Bearbeiter: OLM Thomas Tanzer, BSc