Großschadensereignis in Kematen

Großschadensereignis in Kematen

Am 12. August 2024 wurde die Freiwillige Feuerwehr Kematen durch ein außergewöhnliches Unwetter auf eine harte Probe gestellt. Gegen 19:00 Uhr zog eine massive Gewitterfront über das Ortsgebiet von Kematen hinweg. Innerhalb weniger Minuten gingen extreme Regenmengen nieder, die durch den vorausgegangenen Hagel zusätzlich verstärkt wurden. Das Kanalnetz war den Wassermassen nicht gewachsen, was dazu führte, dass zahlreiche Keller und Tiefgaragen im Gemeindegebiet überflutet wurden. Insgesamt gingen 105 Schadensmeldungen bei der Feuerwehr ein, die es abzuarbeiten galt.

Herausforderung in der Florianstation

In der Florianstation war die Situation an diesem Abend besonders herausfordernd. Mit drei Mann besetzt, war es die Aufgabe, die eingehenden Notrufe zu koordinieren und die Einsätze auf die alarmierten Feuerwehren zu verteilen. Die große Menge an Einsätzen benötigte gute Zusammenarbeit, doch an diesem Abend stellte sich nicht nur das Unwetter, sondern auch die Technik als Gegner dar.

Zu Beginn der Einsatzkoordination trat das erste Problem auf: Der Drucker, über den die Alarmmails ausgegeben werden, hatte keinen Toner mehr für eine der Farben. Dies führte zu Verzögerungen bei der Ausgabe der Einsatzmails (zu diesem Zeitpunkt wurden wir nur mehr über Mail und FWPortal über neue Einsätze informiert). Nachdem dieses Problem gelöst war, folgte die nächste Herausforderung – innerhalb von 15 Minuten kam es zu zwei kurzen Stromausfällen, die trotz der vorhandenen USV-Anlage (Unterbrechungsfreie Stromversorgung) den Computer und das Internet im Florians zum Erliegen brachten. Die Technikprobleme zeigten auf, dass das FW Portal eine ideale Stütze für die Einsatzleitung ist, um den Überblick zu behalten.

Die größten Einsätze

Trotz der widrigen Umstände gelang es, alle gemeldeten Schadensfälle innerhalb von sechs Stunden abzuarbeiten. Die Kameraden waren unermüdlich im Einsatz, um überflutete Keller auszupumpen, Tiefgaragen zu sichern und Schäden zu dokumentieren. Unterstützung erhielten sie dabei auch von Feuerwehren aus den verschiedensten Abschnitten, die zur Verstärkung nachalarmiert wurden. Hier koordinierte vor allem BFI Michael Neuner die Nachalarmierung, um der Einsatzleitung Luft zu verschaffen.

Der mit Abstand langwierigste Einsatz war das Auspumpen einer Bahnunterführung. Diese stand knapp drei Meter unter Wasser und wurde zunächst von einem örtlichen Bauern ausgepumpt. Nachdem mehrere Feuerwehren zur Unterstützung alarmiert wurden, stellte sich heraus, dass auf der gegenüberliegenden Seite der Unterführung ein Auto schwamm. Hilflos saß der Fahrer „nur mehr als Beifahrer“ in seinem PKW. Glücklicherweise konnte er rechtzeitig aus dem Gefahrenbereich gerettet werden.

Eine weitere große Einsatzstelle befand sich bei einem örtlichen Bäcker. Zunächst stand die Tiefgarage unter Wasser, anschließend wurde auch die LKW-Garage von den Wassermassen überflutet. Besonders brisant war hier die Lagerung von 20.000 Litern Thermoöl im Keller. Doch glücklicherweise stellte das Betriebspersonal selbst sicher, dass das Thermoöllager zu keinem Zeitpunkt in Gefahr war. Dank des schnellen und koordinierten Einsatzes der Feuerwehrkräfte wurden größere Schäden und Gefahren erfolgreich abgewendet.

Direkt neben der LKW-Garage gab es einen weiteren, langwierigen Einsatz: Im Keller eines angrenzenden Gebäudes vermischte sich Regenwasser mit dem Inhalt eines großen Öltanks. Ein örtliches Entsorgungsunternehmen musste anrücken, um das Öl-Wasser-Gemisch fachgerecht abzupumpen und zu entsorgen. Die besondere Herausforderung bestand darin, dass enorme Wassermengen von einem darüberliegenden Feld kontinuierlich auf das Haus drängten, was die Arbeiten zusätzlich erschwerte. Trotz dieser widrigen Bedingungen konnten die Einsatzkräfte die Situation unter Kontrolle bringen und größere Umweltschäden verhindern.

Dank an alle Beteiligten

„Ein solcher Einsatz zeigt einmal mehr, wie sehr man sich auf die regionalen Feuerwehren verlassen kann. Ein großer Dank gilt allen Kameradinnen und Kameraden, die an diesem Abend in Kematen im Einsatz waren. Spezieller Dank gilt den befreundeten Blaulichtorganisationen wie Rettungsdienst und Polizei für die vielseitige Unterstützung bei diesem herausfordernden Ereignis“ so Kommandant HBI Sebastian Thöni.

Die Einsatzkräfte wurden im Feuerwehrhaus vom Roten Kreuz verpflegt

Folgende Ressourcen standen im Einsatz:

  • Feuerwehr Axams mit LFB und 9 Mann/Frau
  • Feuerwehr Grinzens mit LFB, BLF und 18 Mann/Frau
  • Feuerwehr Kematen mit RLFA, TLFA, LF, KDOFA, LAST und 43 Mann/Frau
  • Feuerwehr Lans mit LAST, KLF, der Großpumpe und 17 Mann/Frau
  • Feuerwehr Pettnau mit KLF, TLF und 14 Mann/Frau
  • Feuerwehr Pfaffenhofen mit TLF, LF und 18 Mann/Frau
  • Feuerwehr Ranggen mit KLF, TLF und 17 Mann/Frau
  • Feuerwehr Reichenau mit KDO, TLF, der Großpumpe und 15 Mann/Frau
  • Feuerwehr Sellrain mit LAST, KLF und 17 Mann/Frau
  • Feuerwehr Sistrans mit KLF und 9 Mann/Frau
  • Feuerwehr St. Sigmund mit LFB, BLF und 17 Mann/Frau
  • Feuerwehr Telfs mit LAST, LFB, KDOFA und 17 Mann/Frau
  • Feuerwehr Völs mit KDO, LAST, TLF1 und 14 Mann/Frau
  • Feuerwehr Zirl mit SRF und 6 Mann/Frau
  • Polizei
  • Rotes Kreuz Innsbruck-Land zur Versorgung der Einsatzkräfte
Anwesend:
  • BFKSTV BR Martin Hellbert
  • BFKSTV BR Helmut Plank (BFV Innsbruck)
  • AK ABI Herbert Strickner jun.
  • AK ABI Matthias Hagele
  • AK ABI Andreas Mair
Weitere Einsätze mussten in Axams, Inzing, Unterperfuss, Völs und Zirl abgewickelt werden. Einen Kurzbericht dazu finden Sie unter Unwettereinsätze in Innsbruck-Land.
 
Bericht: HV Stefan Schönherr (FF Kematen)
Bilder: Feuerwehr Kematen und Feuerwehr St. Sigmund im Sellrain
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