Land unter im Stubaital
Freitagabend im Stubaital. Der Himmel wird dunkel, das Donnern des immer näher kommenden Gewitters wird lauter, der Regen intensiver. Um 20:36 Uhr erhielten die ersten Feuerwehren im Tal die Alarmierung zu Unwetterschäden. Vollgelaufene Keller, kleinflächige Überschwemmungen von Verkehrswegen, bis jetzt sieht alles nach einer halbwegs normalen, jedoch arbeitsintensiven Unwetternacht aus.
Rund eine Stunde nach Einsatzbeginn die Schreckensmeldung „Fahrzeug von Mure mitgerissen“. Umgehend eilten die Feuerwehren Fulpmes und Neustift zur Einsatzstelle im Ortsteil Medraz.
„Um für medizinische Notfälle im hintern Stubaital gerüstet zu sein, konnten wir nach Rücksprache mit dem Roten Kreuz einen RTW samt Doktor über eine improvisierte Zufahrt für die Nachtstunden in Neustift stationieren“, schilderte Kommandant und Einsatzleiter HBI Manuel Gleinser (Feuerwehr Fulpmes) die Maßnahmen, die zusätzlich zum Einsatz zu bedenken und zu organisieren waren.
„Bei der Erkundung konnten zwei Personen im ca. 5m unterhalb der Straße zum Stehen gekommenen PKW ausgemacht werden. Obwohl immer wieder Material vom Bach nachgedrückt wurde, schaffte es die Mannschaft über die Mure bis zum PKW vorzudringen. Nachdem das Dach mithilfe von hydraulischem Rettungsgerät entfernt war, gruben wir mit bloßen Händen die bis zur Brust verschütteten Insassen aus. Ich bin stolz, dass wir trotz widrigster Bedingungen die Fahrzeuginsassen gemeinsam mit der Feuerwehr Fulpmes lebend retten konnten!“, kommentierte Kommandant ABI Markus Stern (Feuerwehr Neustift) den Einsatz.
Die geretteten Personen wurden mit Verletzungen unbestimmten Grades vom Rettungsdienst in die Klinik eingeliefert. Im Zuge des Einsatzes gab es plötzlich die Information über einen weiteren PKW, der von der Mure mitgerissen wurde. Die Suche nach dem PKW und möglichen Insassen musste aufgrund der nachkommenden Geröllmassen und der immensen Gefahr für die Einsatzkräfte in der Nacht abgebrochen werden.
Mithilfe von schwerem Gerät wurde die Stubaitalstraße im Bereich der Vermurung am Samstagmorgen einspurig freigeräumt. Parallel dazu besichtigte ein Geologe des Landes Tirol die Gefahrenstellen oberhalb der Mure. Alle Informationen wurden bei regelmäßig abgehaltenen Lagebesprechungen -geleitet von BFI Michael Neuner – und unterstützt von der Bezirkszentrale Innsbruck-Land, den anwesenden Einsatzkräften zur Kenntnis gebracht.
Hilfreich dabei waren die Luftbildaufnahmen der Drohne des Bezirksfeuerwehrverbandes Kufstein, welche am Samstagnachmittag unter Beisein von Landesrat Anton Mattle, BGM Johann Deutschmann (Fulpmes), LFK LBD Ing. Peter Hölzl, LFI DI Alfons Gruber, BFI Michael Neuner und BFK OBR Reinhard Kircher vom Landesgeologen gezeigt und erläutert wurden.
Im Gemeindegebiet von Neustift verwüstete das Unwetter die Wege in Richtung Franz-Senn-Hütte, wodurch insgesamt 120 Personen mithilfe von zwei Polizeihubschraubern zurück ins Tal geflogen wurden.
Auch hier verschafften sich die Vertreter des Landes und der Feuerwehr einen Überblick bei der Lagebesprechung mit Bürgermeister Andreas Gleirscher bevor ein Erkundungsflug mit dem Landeshubschrauber erfolgte.
Das Unwetter von Freitagabend sorgte am Ende für insgesamt 137 Einsätze im Bezirk, dort vor allem in den Gemeinden Wattens, Volders, Gries im Sellrain und wie bereits oben erwähnt im Stubaital, sowie für einen abgesagten Abschnittsbewerb in Kolsass.
„Nachdem wir die Information über die angespannte Lage im Stubaital erhielten, stand es für mich und meinem Ausschuss außer Frage, dass unter diesen Umständen eine Ausrichtung des geplanten Abschnittsbewerbs der Abschnitte Hall, Lans und Wattens mit dem damit verbundenen Festbetrieb in Kolsass nicht mit den Grundsätzen der Feuerwehr vereinbar ist“, schilderte Kommandant OBI Stefan Lentner den kurzfristigen Entschluss. Wir haben weiters angeboten, die bereits eingekauften Speisen den Einsatzkräften im Stubaital zu liefern. Da das Rote Kreuz bereits die Versorgung übernommen hatte, war diese Maßnahme nicht mehr notwendig.
Bezirksfeuerwehrkommandant Reinhard Kircher: „Eine Handlung, die die wahre Größe der Feuerwehr Kolsass und die damit verbundene Kameradschaft und Solidarität mit den Einsatzkräften aufzeigt. Dafür ein großes Vergelt´s Gott an alle Verantwortlichen für das Verständnis, das auch den angemeldeten Gruppen gilt, die am Bewerb teilgenommen hätten. Der größte Dank gilt natürlich allen Einsatzkräften, die von Beginn unter schwierigsten Bedingungen perfekt zusammengearbeitet haben“.
Bildnachweis: Feuerwehr Kolsass, Zeitungsfoto.at, BFV IBK-Land