Entstehung der Bezirkschronik

Der Pionier und die Anfänge
“Eine geschichtslose Zeit ist eine gesichtslose Zeit!”, unter diesem Leitspruch begann im Jahre 1983 OBI Werner Seib seine Arbeit als Ortsfeuerwehrchronist der FF Telfs. Als sich der damalige Kommandant-Stellvertreter an diese große Aufgabe machte, dürfte er wohl nicht geahnt haben, welche Erfolgsgeschichte daraus einmal entstehen würde. Zunächst begann Werner Seib altes, noch erhaltenes Material aufzuarbeiten. Seien es historische Unterlagen aus der Universitätsbibliothek Innsbruck, dem Tiroler Landesarchiv, Artikel aus der Tiroler Presse oder aber auch in Form von Zeitzeugenaussagen. Zunächst begann Werner Seib altes, noch erhaltenes Material aufzuarbeiten. Seien es historische Unterlagen aus dem Tiroler Landesarchiv, der Universitätsbibliothek Innsbruck, Artikel aus der Tiroler Presse oder aber auch in Form von Zeitzeugenaussagen. So brachte er unzählige Stunden damit zu, die Geschichte des Feuerlöschwesens im Raum Telfs zu rekonstruieren. Erfasst wurde vor allem die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Telfs, jedoch auch die der zwei ehemaligen Betriebsfeuerwehren Jenny & Schindler und Pischl Telfs, sowie die Strukturen des Feuerwehrwesens, bevor die Feuerwehr als solche gegründet worden war.

Aus den Forschungsarbeiten entstand so eine „Strukturchronik“, in welcher alle strukturellen und organisatorischen Elemente der Feuerwehr Telfs erfasst sind. Später kam auch eine sogenannte „Ereignischronik“ hinzu, in welcher alle Ereignisse rund um die Feuerwehr in Telfs laufend erfasst werden. Auch konnte, parallel zur Telfer Feuerwehrchronik, welche die mitunter am genauesten geführte und umfangreichste Tirols ist, das Telfer Feuerwehrmuseum auf Basis noch vorhandener historischer Güter aufgebaut werden. Dieses wurde mit Einweihung des Katastrophenhilfszentrums in Telfs in Betrieb genommen.

 

Im Bild rechts ist Werner Seib in seinem Telfer Feuerwehrmuseum, umgeben von motorbetriebenen Raritäten zu sehen.

Der Auftrag vom Bezirksverband
Nachdem Seib seine Chronikarbeit auf Ortsebene etabliert hatte, bekam er im Jahr 1984 einen Auftrag von LFK Hermann Partl und des BFV IBK-Land. Die damaligen Funktionäre hatten das Potential erkannt, welches eine gute Chronikarbeit in sich birgt und beauftragten ihn mit der Erstellung einer Chronik für den Bezirks-Feuerwehrverband Innsbruck-Land. Werner Seib, der keine historische Arbeit scheute, schreckte auch vor dieser arbeitsintensiven Aufgabe nicht zurück und wurde so zum ersten Bezirksfeuerwehrchronisten des BFV IBK-Land.

Erneut sichtete er große Mengen an altem Material. Die Hauptquelle fand er dabei in ehemaligen Archivmaterialien der Bezirkshauptmannschaft Innsbruck, welche später in die Landesfeuerwehrschule in der Reichenau / Innsbruck übersiedelt worden waren. Aus Platzgründen war das historische Material jedoch in einem Kohlenkeller zum Liegen gekommen. „Die Sichtung der Materialien war die reinste Ausgrabungsarbeit!“, erinnert sich Werner Seib heute, „überall lagen noch Mauerbrocken und Schutt von Bombenangriffen aus dem Weltkrieg dazwischen.“

Was er zu Tage förderte, waren jedoch die reinsten Schätze. Von Schriftdokumenten bis zurück in die Kaiserzeit, mehr als 1000 Fotografien aus der Zwischenkriegszeit bis 1944 bis hin zu Fachzeitschriften aus KuK Österreich. Auf Basis dieses reichhaltigen Materials entstand das Archiv des Bezirksfeuerwehrverbandes Innsbruck Land. Heutzutage ist es eines der bestbestückten Feuerwehrarchive Österreichs und stellt eine wesentliche Stütze für die feuerwehrhistorische Arbeit dar!

Werner Seib erstellte nun auch für den BFV Innsbruck Land eine Strukturchronik. In vier Bänden werden alle Funktionäre und andere organisatorisch wichtigen Dinge seit der Gründung des Bezirksverbandes geführt. Auch die Kommandanten und wichtige Ereignisse jeder einzelnen Feuerwehr im gesamten Bezirk werden dokumentiert. Mittlerweile zählt auch die Chronik des Bezirksverbandes Innsbruck Land zu einer der umfangreichsten und detailliertesten Feuerwehrchroniken Tirols und Österreichs. Sie wird bis heute weitergeführt.

Der Nachfolger
Im Jahr 2018 entschied sich Werner Seib, seine Tätigkeit als Ortsfeuerwehrchronist Telfs aus Altersgründen zurückzulegen. Den richtigen Nachfolger für diese anspruchsvolle Aufgabe fand er im damals 17-jährigen Dominic Stroj. Dieser war der Feuerwehr im Jahr 2013 beigetreten und hatte sich von der Jugendgruppe angefangen bis zur Überstellung in den Aktivdienst stets als enthusiastischer und begeisterter Feuerwehrmann erwiesen. Seine Faszination für Historik und sein Engagement im Feuerwehrdienst machten ihn für Seib – ungeachtet des jugendlichen Alters – zum passenden Nachfolger. Nach der Übernahme der Funktion als Ortsfeuerwehrchronist und Museumsbeauftragter begann Dominic Stroj, das Feuerwehrmuseum der FF Telfs neu zu gestalten, auszubauen und für ein breites Publikum an Interessierten attraktiv zu machen. Über mehrere Jahre wurde das Museum unter Federführung von ihm laufend erweitert.

Er erstellte ein Konzept für Museumsführungen, passend für jede Altersklasse. Die Führungen im Telfer Feuerwehrmuseum können auch in mehreren verschiedenen Sprachen durchgeführt werden. Des Weiteren konnten unter Ortsfeuerwehrchronist Dominic Stroj mehrere wertvolle und rare Museumsstücke hinzugewonnen werden. Beispielhaft dafür ist etwa eine Feuerspritze, welche ursprünglich aus dem Stift Stams stammt. Sie kann ins 19. Jahrhundert rückdatiert werden und konnte durch das Telfer Feuerwehrmuseum vor dem Verfall gerettet werden:

Die beiden Chronisten mit der historischen Feuerspritze

Werner Seib und Dominic Stroj bei der historischen Sammlung im Feuerwehrmuseum Telfs

Doch vor allem ist es die Chronik, die lückenlos fortgeführt wird, sie umfasst mittlerweile 29 Bände. Auch intensivierte Stroj die Öffentlichkeitsarbeit rund um das Thema Feuerwehrgeschichte. So konnten in den folgenden Jahren viele Zeitungsberichte, Kurzreportagen in den Lokalmedien, verschiedene Publikationen in Fachmedien und weitere Berichte auf sozialen Medien veröffentlicht werden. Zusammenarbeit mit Universitäten und Institutionen wurde aufgenommen und ausgebaut. Im April 2020 konnte Stroj sogar die Auszeichnung „Museum des Monats“, vergeben vom Land Tirol, für das Museum entgegennehmen. 

Dass die Chronikarbeit zwar aufwendig, oft undankbar aber immer wertvoll ist, zeigen Ereignisse wie diese: Im Mai 2024 konnte ein sogenannter Heeresatmer in die Telfer Sammlung aufgenommen werden, im August folgten zwei historische Tafeln mit handschriftlichen Aufzeichnungen über das Feuerwehrwesen in Telfs. „Die Tafeln wurden vom Team des Museums im Noaflhaus an die Freiwillige Feuerwehr Telfs übergeben. Die handschriftlich verfassten und aufwändig bemalten Tafeln sind in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts rückdatierbar. Sie befinden sich in einem sehr gut erhaltenen Zustand und stellen eine weitere Bereicherung für den Bestand unseres Feuerwehrmuseums dar.“ beschreibt Dominic Stroj die Neuzugänge und bedankt sich beim Noaflhaus herzlich für die Schenkung der Tafeln.

„Im Rahmen meiner Arbeiten auf dem Gebiet der Feuerwehgeschichte konnte ich mich immer auf die Unterstützung meiner Kameraden verlassen und bekam viel Zuspruch seitens der Führungsebenen. Dafür bin ich sehr dankbar!“, sagt Stroj abschließend.

Übergabe auch auf Bezirksebene
Ab 2022 wurde dann auch das Sachgebiet Feuerwehrgeschichte im BFV IL von Werner Seib an Dominic Stroj, nach der Bestimmung durch das damalige Bezirkskommando unter BFK Reinhard Kircher, übergeben. Stroj führt seitdem als Bezirkssachgebietsleiter das Sachgebiet auf Bezirksebene mit gleicher Begeisterung wie auf Ortsebene. Auch im Bezirk wurde durch ihn die Präsenz des Sachgebietes Feuerwehrgeschichte ausgebaut. Bisher konnte unter anderem die Zusammenarbeit mit verschiedenen Einrichtungen wie etwa dem Tiroler Landesarchiv, dem Ferdinandeum und weiteren lokalen sowie größeren Institutionen bis auf Bundesebene etabliert werden.

Die Chronik und das Archiv des BFV Innsbruck Land wurden und werden auf den neuesten Stand gebracht. „Wir wollen unsere Geschichte zukunftsfähig machen“, meint Stroj. So wird von ihm die Chronik des Verbandes neu strukturiert, erweitert und lückenlos fortgeführt. Für das Archiv ist eine Neustrukturierung und Ausstattung mit neuestem Verpackungsmaterial im Gange – in Zusammenarbeit mit dem Tiroler Landesarchiv und dem Landessachgebiet Feuerwehrgeschichte im LFV Tirol. Dadurch soll die richtige Verwahrung und das Fortbestehen des Archivmatrerials – einer Hauptquelle an historischem Gut für die Feuerwehrgeschichte in Tirol – gesichert werden.

„Das Archiv des BFV IL ist eine tolle Anlaufstelle für alle Feuerwehren des Bezirkes. Jede Feuerwehr hat ihre eigene Stelle im Archiv, in der wir historische Dokumente lagern können. Die Feuerwehren des Bezirks sind herzlich eingeladen, sich bei Fragen oder Anliegen zu melden und Dokumente – vor allem Jahresberichte oder Festschriften – aus der Ortswehr bei uns einzulagern.“, so Stroj.

Die Vision
Die künftigen Jahre will Dominic Stroj vor allem dem Ausbau des Archives widmen. Dies soll durch gute Zusammenarbeit mit den einzelnen Feuerwehren im Bezirk möglich gemacht werden. Durch die laufende Einspeisung von aktuellen Materialien soll eine möglichst lückenlose Fortführung der archivarischen Dokumentation im Feuerwehrbezirk aufgebaut werden. Der Bezirksverband ersucht daher alle Feuerwehren des Bezirkes, Schriftstücke wie etwa aktuelle Jahresberichte, Broschüren oder Festschriften an das Archiv des BFV IL zu übergeben. Die Dokumente können gerne persönlich an ein Mitglied des Bezirksausschusses oder auch per Post an das Bezirksbüro in Telfs übergeben werden. So kann auch in Zukunft nicht nur das bereits vorhandene dokumentationswürdige Gut jeder Feuerwehr aufbewahrt, sondern auch die fortlaufenden Ereignisse in den einzelnen Wehren gesichert werden. Dies soll und wird schlussendlich jeder Feuerwehr zugutekommen. 

„Feuerwehrgeschichte und die damit verbundenen Medien wie Chronik und Archiv soll eine Verständigungsplattform für die einzelnen Feuerwehren und Generationen darstellen – dafür müssen wir fleißig und mit Ausdauer arbeiten!“, sagt Bezirksfeuerwehrchronist Stroj. Dem Stimmt Werner Seib zu: „Alles auf Papier Festgehaltene bleibt uns erhalten, auch in vielen Jahren. Alles andere wird vergessen oder verfälscht.“

Ebenfalls lädt Bezirkssachgebietsleiter Dominic Stroj und der BFV Innsbruck-Land alle Feuerwehren dazu ein, eine Chronik für die eigene Wehr zu erstellen und Historisches zu archivieren. Damit kann sich jede Feuerwehr selbst ein Andenken schaffen und stets auf eine verlässliche Wissensquelle zugreifen. Wenn Feuerwehren Interesse am Aufbau einer Chronik haben, steht Dominic Stroj via chronik.il@feuerwehr.tirol gerne beratend zur Verfügung.

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