Unwetterereignis am 27. Juli 2024
Am frühen Abend des 27. Juli 2024 kam es im Westen unseres Bezirkes zu einem Unwetterereignis mit lokalen Hotspots in Telfs und Zirl. Medienberichte lieferten bereits zahlreiche Informationen und eindrückliches Bildmaterial zu diesen Einsätzen. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Ereignisse aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Wir können dadurch nicht mit schneller, dafür aber mit qualitativ hochwertiger Berichterstattung und Hintergrundinformationen aus Erster Hand überzeugen.
Großschadenslage in Telfs
Als um 18:13 Uhr die Mannschaft der Feuerwehr Telfs über die Kleineinsatzschleife zu einem umgestürzten Baum gerufen wurde ahnte noch niemand, welche Großschadenslage sich in den folgenden 20 Minuten entwickeln sollte. Innerhalb kürzester Zeit ging ein so heftiges Gewitter mit Sturm und Starkregen über dem Gemeindegebiet von Telfs nieder, dass es im gesamten Ort zu einer überwältigenden Anzahl von Sturmschäden, Wassereintritten und weiteren Einsätzen kam. Insgesamt gingen 64 Meldungen ein, davon 27 umgestürzte Bäume bzw. schwere Sturmschäden und 37 zum Teil großflächige Wassereintritte.
Einsatzleiter ABI Matthias Hagele forderte in den ersten Minuten den Sammelruf und in weiterer Folge Sirenenalarm für Telfs bei der Leitstelle Tirol an. In Absprache mit dem Disponenten wurden die weiteren Meldungen nur mehr per Mail an die FF Telfs übermittelt, um die Funkgruppe zu entlasten. Da zu diesem Zeitpunkt bereits absehbar war, dass das Ereignis mit den eigenen Ressourcen nicht mehr zu bewältigen ist, wurden die Feuerwehren aus Oberhofen, Pfaffenhofen, Rietz und die SLG Mösern-Telfs nachalarmiert.
Die Koordination der Einsatzkräfte stellte den Einsatzleiter in weiterer Folge vor eine große Herausforderung. Im Abschnitt Telfs zeichnet sich die Feuerwehr Wildermieming für die Abschnittsweite Lageführung verantwortlich und wurde sowohl dafür, als auch zur technischen Unterstützung nachalarmiert. Die Einsatzleitung samt Lageführung wurde im Feuerwehrhaus Telfs unter der Gesamteinsatzleitung von KDT Matthias Hagele eingerichtet.
Die Feuerwehren Flaurling, Polling und Pettnau wurden in weiterer Folge ebenfalls zur Abarbeitung der Einsätze nachalarmiert. Um die Einsatzbereitschaft im Abschnitt sicherzustellen, wurden die Feuerwehr Hatting sowie das TLF Polling als Bereitschaftseinheiten in Reserve gehalten. Telefonisch erfolgte die Anforderung von einem LKW und Personal bei der Marktgemeinde sowie den Gemeindewerken Telfs. Auch die Polizei unterstützte beim Erkunden der Verkehrswege.
Als erschwerender Faktor kam an diesem Samstagabend hinzu, dass neben den laufend eingehenden Einsätzen auch zwei Brandsicherheitswachen bei größeren Veranstaltungen besetzt werden mussten. Dafür wurde Personal abgezogen, das sich zuvor noch im Einsatz beim Sturmereignis befand.
Nach etwa vier Stunden, in denen alle beteiligten Einsatzkräfte unter höchster Auslastung arbeiteten, konnten die Einsätze nach und nach beendet werden und die Einsatzkräfte in die Gerätehäuser einrücken. Der letzte Einsatz konnte um etwa 22:30 Uhr beendet werden.
Das Fazit der Feuerwehr Telfs
In Bezug auf die Naturgewalten ist stets zu bedenken, dass selbst in kürzester Zeit massivste Schadenslagen und eine große Zahl an Einsätzen auftreten können. Diese Flut an Ereignissen erfordert einen ruhigen Kopf bei allen Einsatzkräften und strukturiertes Zusammenarbeiten. Im Rahmen des erlebten Ereignisses in Telfs konnten die Einsatzorganisationen, allen voran die Feuerwehren, einmal mehr unter Beweis stellen, dass sich gutes Training und die flächendeckende Vorhaltung von entsprechenden Gerätschaften auszahlt!
Die Nachwehen der Sturmnacht waren noch einige Tage zu spüren. Es gingen noch weitere Einsätze aufgrund von Sturmschäden ein und die Geräte müssen aufgerüstet bzw. weitere Nachbereitungsarbeiten durchgeführt werden.
ABI Matthias Hagele
Abschnittskommandant und Kommandant Telfs
“In der ersten Phase der Großschadenslage galt es, Struktur zu schaffen, um die laufend einlangenden Meldungen zu ordnen. Zuerst mussten wir die eigenen Ressourcen gut koordinieren, um in weiterer Folge die nachgeforderten Kräfte gezielt und entsprechend ihrer Stärken einsetzen zu können.
Insgesamt muss an die Bevölkerung appelliert werden. Es kommt bei solchen Großschadenslagen zwangsläufig zu längeren Wartezeiten, da die vielen Einsätze priorisiert werden müssen. Eine gute Katastrophenvorsorge in jedem Haushalt ist wichtig und man darf auch selbst im Rahmen der eigenen Möglichkeiten Schadensbehebung betreiben.
Die Feuerwehr kommt verlässlich und hilft wo sie kann. Aktuell war und ist es aber so, dass wir teilweise zum Aufwischen kleiner Lacken im Keller oder für leicht beschädigte Bäume auf Privatgründen, von denen keine Gefahr ausging, verständigt wurden. Solche Einsätze erschweren und verzögern die Hilfe dort, wo sie wirklich benötigt wird. Da werden wir Feuerwehren zukünftig immer öfter gefordert sein, bei Tätigkeiten, die nicht durch die Feuerwehr erledigt werden müssen, den Einsatz auch frühzeitig zu beenden.
Die Zusammenarbeit mit der Leitstelle Tirol und allen weiteren Kräften funktionierte ausgezeichnet und höchst professionell. Ich will mich im Namen der FF Telfs und der gesamten Bevölkerung bei allen Helfern der umliegenden Feuerwehren und Organisationen sowie vor allem bei meiner Mannschaft herzlich bedanken. Es haben sich sogar einige Feuerwehren außerhalb des Abschnittes bei mir gemeldet und ihre Hilfe angeboten. Dies ist ein Zeichen für die großartige Kameradschaft innerhalb der Feuerwehren.”
Gesamtstatistik Telfs
- Gesamteinsatzleiter: ABI Matthias Hagele
- Einsatzabschnittsleiter: OBI Mario Schrott
- Anwesend: BFKSTV BR Martin Hellbert
- 65 Einsätze am Samstag, weitere in den Folgetagen
- 8 Feuerwehren (Telfs, Rietz, Pfaffenhofen, Oberhofen, Flaurling, Polling, Pettnau, Wildermieming sowie die SLG Mösern)
- 141 Feuerwehrleute
- 30 Fahrzeuge vor Ort
- Marktgemeinde Telfs
- Gemeindewerke Telfs mit LKW
- Polizei
Bericht: ABI Matthias Hagele und LM Dominic Stroj (beide FF Telfs)
Bilder: beteiligte Feuerwehren
Bearbeiter: OLM Thomas Tanzer (ÖA BFV IBK-Land)
Unwetter auch über Zirl
Auch über Zirl zog die Unwetterzelle, die sich vor allem mit starken Sturmböen und kurzzeitigem Starkregen bemerkbar machte. Ähnlich wie in Telfs begann auch hier die Serie von Einsätzen mit der Meldung „THL Baum/Ast“. Innerhalb von sechs Minuten kamen drei weitere Mails mit Meldungseingängen über die Leitstelle Tirol hinzu.
Da die Anzahl an Einsätzen auf insgesamt 14 wuchs und sich das Unwetter auf das Zirler Ortsgebiet beschränkte entscheid sich Einsatzleiter Kommandant HBI Florian Prosch dazu, die Nachbarfeuerwehr Inzing nachzualarmieren. Somit konnten in relativ kurzer Zeit alle Einsatzorte erkundet und in weiterer Folge abgearbeitet werden.
Im Gerätehaus wurde eine Einsatzleitung aufgebaut, die die eingesetzten Fahrzeuge koordinierte. Hier erwies sich die IT Anwendung FW-Portal, die vom Landesfeuerwehrverband zur Verfügung gestellt wird, als gutes Hilfsmittel.
„In Zirl bleiben wir glücklicherweise von Unwettereinsätzen im größeren Ausmaß sehr oft verschont und auch am 27.07. wurden wir „nur“ zu 14 Einsatzstellen gerufen. Die meisten Meldungen gingen schon in den ersten paar Minuten ein, zu dieser Zeit herrschten auch noch starker Wind und kräftiger Regen vor. Aus diesem Umstand heraus forderte man frühzeitig Unterstützung durch die FF Inzing an.
In weiterer Folge wurde im Feuerwehrhaus eine Einsatzleitung installiert, die einerseits die Sichtung der eingehenden Einsätze und andererseits die Protokollierung im FW-Portal übernahm.
HBI Florian Prosch
Kommandant Zirl
Bei diesem Ereignis bewährte sich, dass wir jedes Fahrzeug mit einem iPad ausgestattet haben. Damit hatte der jeweilige Gruppenkommandant alle Informationen aus dem Portal bzw. von der Leitstelle zur Verfügung und konnte zudem die Dokumentation (auch mit Fotos) von vor Ort durchführen.
Dass die Feuerwehr trotz der zur Verfügung stehenden Technik immer noch ein Handwerk ist, zeigte sich bei einem teilabgedeckten Dach eines Mehrfamilienhauses.
Hier konnte gemeinsam mit der FF Inzing das Dach gesichert und mit Planen abgedeckt werden.
Oft zeigt sich, nicht nur bei derartigen Einsätzen sondern auch im „Daily Business“, dass die Wahrnehmung der Bevölkerung oft ganz anders gesehen wird, als es für uns Einsatzkräfte vor Ort dann feststellbar ist. So war es beispielsweise bei einem gemeldeten Erdrutsch im Bereich Meilbrunnen. Es bestand zu keinem Zeitpunkt Gefahr für Menschen oder Infrastruktur. Das Geröll landete lediglich in die dafür vorgesehenen Auffangbecken.
Sehr angenehm und von großem Vorteil ist, wenn so wie in unserem Fall bei größeren Schadenslagen der Bürgermeister rasch vor Ort ist. Die direkte Kommunikation und der kurze Dienstweg erleichtert die Arbeit bzw. Entscheidungsfindung.
Abschließend bleibt mir nur noch Danke zu sagen an alle „meine“ Frauen und Männer der Feuerwehr Zirl die in ihren jeweiligen Positionen ihre gewohnte Schlagkraft zeigten, um der Zirler Bevölkerung umgehen zu Seite zu stehen. Danke auch an die FF Inzing, die uns unter Kommandant HBI Andreas Pairst mit zwei Gruppen bei der Abarbeitung der Einsatzstellen unterstütze. Dadurch war es uns möglich, alle Einsatzstellen in kürzester Zeit anzufahren und abzuarbeiten.
Nicht zuletzt Danke an die Zirlerinnen und Zirler für die Wertschätzung für unseren Einsatz, nicht nur am 27.07.2024 sondern auch an allen anderen Tagen des Jahres.“
Auch in Zirl hat die Zusammenarbeit mit den Kollegen der Leitstelle Tirol, der Feuerwehr Inzing sowie der Marktgemeinde Zirl mit Bürgermeister und Bauhof ausgezeichnet funktioniert.
Gesamtstatistik Zirl
- Einsatzleiter: HBI Florian Prosch
- Anwesend: BGM Thomas Öfner
- 9 Sturmschäden (abgedeckte Dächer, umgestürzte Bäume, beschädigte PV-Anlage)
- 2 Wasserschäden auf Verkehrswegen
- 1 Wassereintritt Gebäude
- 2 Murenabgänge
- 2 Folgeeinsätze in der Nacht bzw. am nächsten Tag
- 45 Mann/Frau von zwei Feuerwehren
- Bergwacht Zirl
- Bauhof Gemeinde Zirl
Bericht: LM Lukas Lintner (ÖA BFV IBK-Land)
Bilder: Feuerwehr Zirl